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- Katalanische Pyrenäen
- Bergketten, Steinhäuser und Bergdörfer
Mit die schönsten Berggebiete der Pyrenäen beherbergt der spanische Ordesa Nationalpark. Er wurde schon am 16. August 1918 gegründet und heißt mit komplettem Namen Parque National de Ordesa y Monte Perdido. 1997 wurde der Park sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Der 1982 erweiterte Park erstreckt sich über 15.608 Hektar und verteilt sich auf die Gemeinden Torla, Ordesa, Fanlo, Bielsa und Tella-Sin. Immerhin gut 600.000 Menschen besuchen den Park pro Jahr. Neben den für die Pyrenäenregionen typischen Tier und Pflanzenarten finden sich hier noch Schmutzgeier und sogar einige wenige Braunbären.
Ausgangspunkte: Der Nationalpark Ordesa befindet sich in der Provinz Huesca in den spanischen Zentralpyrenäen von Aragon. Die übliche Anreise erfolgt über die A138, welche von Barcelona aus in gut 3 Stunden zu bewältigen ist. Diese Straße führt nach Bielsa und weiter durch den Tunnel von Bielsa nach Frankreich herüber. Die beiden idealen Ausgangspunkte für Wanderungen im Ordesa Nationalpark sind Torla am westlichen Ende, und auf der Ostseite das bekannte Valle de Pineta, welches von Bielsa aus erreicht wird. Zusätzliche Talorte sind Revilla, Sarviese, Escalona, Yeba, Nerin und Asin.
Fangen wir mal mit den höchsten Bergen an. Da steht natürlich an erster Stelle der Monte Perdido, der dritthöchste Berge der Pyrenäen mit immerhin 3355 Metern. Die Besteigung an einem Tag vom Ausgangspunkt, dem Wanderparklplatz Pradera de Ordesa, zu bewältigen würde auf über 2000 Hm hinauslaufen. Zum Glück gibt es auf 2195 Metern, also ca. auf halber Höhe, das Refugio Goriz. Eine großräumige Hütte, die zu den bekanntesten und beliebtesten ihrer Art zählt. Der nächstgelegene Ort am Parkplatz ist Nerin. Von dort aus startet der kürzeste und direkteste Anstieg zur Hütte. Es gibt mehrere weitere Anstiege. Zum Beispiel von Torla aus auf dem Talweg durch das Valle Ordesa, oder den aussichtsreichen Höhenweg über die Faja de Pelay. Von Nerin aus gibt es zudem die ebenfalls aussichtsreiche Variante über den Cuello Gordo.
Im Hochsommer verkehrt von Nerin aus ein Buszubringer nach Cuello Arenas. Dann kann auf 1898 Metern gestartet werden, und der Monte Perdido rückt in den Bereich einer Tagestour. Die Hütte selbst kann von dort aus in weniger als 2 Stunden erreicht werden. Sie bietet fantastische Einblicke in diese atemberaubende Bergwelt, vor allem auf die umliegenden Berge und Schluchten.
Der Monte Perdido gilt als König der Kalkberge, dank seiner Eigenschaft als höchster Kalkberg Europas. Durch die Art, wie er aus seiner wilden und felsigen Umgebung herausragt, umgibt ihn eine gewissen Magie und natürlich eine enorme Anziehungskraft für ambitionierte Berggänger. Ein ordentliches Maß an Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Erfahrung bei der Wegsuche in weglosem Gelände sollte man allerdings mitbringen, wenn man dem kalkigen Riesen aufs Dach steigen möchte. Trekkingstöcke sind für die steile Rampe “la Escupidera” sehr zu empfehlen. Da sich hier bis weit in den Sommer hinein Schneereste sammeln können, sind Steigeisen meistens angebracht. Auch leichte Felskletterei sollten Gipfelanwärter zu bewältigen wissen.
Es gibt aber noch weitere Hochgipfel, welche das Refugio Goritz als Ausgangspunkt haben. Neben dem Monte Perdido ragt der runde und ebenmäßige Cilindro de Marbore auf. Mit 3328 m ist er kaum niedriger als der wilde Nachbar und überzeugt mit einer kaum sonst auftretenden Form. Zwischen den beiden Bergen auf 2990 m findet sich die Laguna Helado, ein hübscher Farbtupfer im Geröll, wenn sie nicht zugeschneit ist.
Auch die Breche de Roland wird von Refugio Goritz aus erreicht. Ein spektakulärer Übergang zwischen steilen Felswänden, zum französischen Refugio de la Breche Roland. Mit dem Casco und dem Torre de Marbore können hier weitere, nicht einfache, 3000er besucht werden. Auf dem Weg durch die Breche de Roland ist man sicher nicht alleine.
Über dem Lago Marbore ragen auch die 3000er Picos de Astazou in die Höhe. Vom Gipfel lassen sich sowohl der Cirque de Garvanie als auch der Circo de Pineta bewundern. Aber auch ein bis zwei Stufen tiefer finden sich aufregende Tourenmöglichkeiten.
Ein absolutes Highlight ist der Canyon de Anisclo. Von Escalona aus kann auf schmaler Straße (einspurig, jeweils nur Verkehr in eine Richtung) der Parkplatz an der Puente de Urdez erreicht werden. Nun geht es unter wilden Felswänden hindurch immer leicht aufsteigend. Dabei wandern wir immer am Fluss entlang, der mit kleinen Gumpen und intensiven Grüntönen zur Unterhaltung beiträgt. In den Felswänden über uns sind oft Geierarten unterwegs, die von unten gut beobachtet werden können. Die Wege sind gut zu begehen, sehr deutlich, also leicht zu finden, und mit 660 Höhenmeter hält sich die Steigung auch in Grenzen. Trotzdem sind von den oberen Aussichtspunkten imposante Tiefblicke garantiert.
Ein deutlich anspruchsvolleres Schluchterlebnis bietet die Faja de los Flores, allerdings muss hier an 2 Stellen an Eisenstiften geklettert werden, was nur von wirklich schwindelfreien Wanderern in Angriff genommen werden sollte. Für die gesamte Runde von der Pradera de Ordesa oberhalb von Torla aus muss mit gut 8 Stunden Gehzeit gerechnet werden. Aber das Erlebnis ist kaum zu toppen. Es führen eingeschnittene Wege direkt durch die steilen Felswände, atemberaubende Tiefblicke inklusive. Aber wie gesagt: absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ist definitiv Voraussetzung, und eine Klettersteigeausrüstung wird benötigt.
Auch die Faja de Pelay und das Valle de Ordesa bieten grandiose Schluchterlebnisse. Auch hier ist Torla der Talort. Ein Örtchen mit gerade mal 360 Einwohnern, aber sehr schönen urigen Steinhäusern, wie sie generell in der Gegend üblich sind. Das der Großteil der Bewohner in irgendeiner Weise im Tourismus beschäftigt ist, oder in anderer Weise vom Tourismus profitiert versteht sich fast von selbst.
Ein weiterer Klassiker im Ordesa Nationalpark ist die Wanderung durch die “Llanos” zum Salto de Larri. Hier wird im hinteren Valle Pineda gestartet. Ein riesiger Parkplatz ist auf erhöhten Andrang bestens Vorbereitet. An einem alten Klostergebäude vorbei geht es bergauf zu den Llanos. Neben Bächen und knorrigen Bäumen können hier meistens auch Murmeltiere und manchmal Gämsen beobachtet werden. Der Salto selbst ist eine Serie von kleineren Wasserfällen, mit tiefgrünen Gumpen. Eindrucksvoll erheben sich die Hochgipfel um den Monte Perdido über dem Gelände und der Abstiegsweg führt an zahlreichen weiteren Wasserfällen vorbei. Besonders schön ist diese Wanderung, wenn die umliegenden Bergwälder im Herbst bunt gefärbt sind. Es gibt zahlreiche weitere Highlights im Ordesa Nationalpark, die hier nicht alle näher beschrieben werden können: Faja de Pardina, Rio Yana, Tozal de San Martin, Faja de la Tormosa, …. Es handelt sich alles in allem um eine wirklich vielseitige und lohnende Gebirgsgegend.