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Pilgern auf dem Camino de la Costa - Erlebnisbericht von Ruth R.

Der spanische Nord- oder Küstenweg teilt sich in zwei verschiedene Wegabschnitte, wobei die Namen häufig verwechselt werden. Der erste Teil, der an der spanisch-französischen Grenze beginnt und über die nördliche Küste verläuft, nennt sich Küstenweg oder Camino de la Costa. Diesen Teil bin ich über fünfhundert Kilometer lang gepilgert, bevor ich zur Variante des Camino Primitivo abgezweigt bin. Wer den Küstenweg ab Villaviciosa weiter verfolgt, wird sich nach einiger Zeit von der Küste Weg ins Landesinnere begeben und von da an auf dem Nordweg, dem Camino del Norte, laufen.

Camino del Norte, Camino de la Costa

Aufgrund der Anreise beginnen die meisten Pilger wie auch ich zunächst in Hendaya, von wo es nur drei Kilometer zur ersten Pilgerherberge in Irun sind. Ich kannte vorher die Pilgerwege in Deutschland, Frankreich und  Spanien, aber dieser Startpunkt war mit keinem der Orte auf den anderen Wegen vergleichbar. Bald sollte ich feststellen, dass auf diesem Weg schön und hässlich häufig dicht beieinander liegen. Im Vergleich zu allen anderen Strecken führt der Weg häufig durch große Städte wie Irun, San Sebastian, Gernika, Bilbao oder Santander. Der Nachteil daran ist, dass dadurch auch häufig durch Vororte und Industriegebiete gepilgert werden muss. Im Verhältnis zu anderen Jakobswegen lief ich sehr viel mehr über Asphalt und empfand zudem das ständige Auf und Ab der Strecke als anstrengender als die kontinuierlichen An- und Abstiege, wie ich sie sonst gewöhnt war.

Aber der Küstenweg hält jedoch mit einigen Vorteilen dagegen. In keiner anderen Region habe ich vergleichbare Naturschauplätze erlebt. Direkt zu Beginn zeigte sich die umwerfende Schönheit, die sich aus der einzigartigen Kombination von grüner und felsiger Bergwelt und Meer ergibt. Wenn auch die Etappen selbst manchmal eintönig waren, am Ende wartete immer eine riesige Belohnung in Form von weißen Sandstränden umgeben von den Pyrenäenausläufern oder dem kantabrischen Gebirgszügen. Ich fühlte mich, als wäre ich in ein Postkartenmotiv eingetaucht. Das Gefühl, nach endlosen Kilometern im warmen Sand zu liegen oder im angenehm warmen Meer zu treiben, war unbeschreiblich. So teilte sich der Tagesablauf in den sportlichen Teil am Vormittag und den Urlaubsteil am Nachmittag. Und von Zeit zu Zeit bot auch die Etappe an sich einiges an naturbelassenen Sehenswürdigkeiten. Zum Beispiel die so genannten „Bufones de arenillas“. Diese durch Meeresbrandung entstandenen Aushöhlungen der felsigen Küste bringen das Wasser durch ihre spezielle Form dazu, bei geeignetem Wetter wie in Geysiren weit nach oben schießt.

Die großen und kleineren Städte waren zwar aufgrund ihrer Meeresnähe und Kulturgeschichte oft auch von zahlreichen Touristen bevölkert, aber als Pilger in Spanien war ich schließlich an Menschen um mich herum gewöhnt. Und die Touristen fahren nicht ohne guten Grund zu diesen Orten. Abgesehen von den malerischen Stränden haben sie nämlich einiges an Kunst, Architektur und Sehenswürdigkeiten zu bieten, wie zum Beispiel das berühmte Picassogemälde in Gernika oder jahrtausende alte Höhlenmalereien in San Sebastian im Baskenland oder mehrfach auch in Asturien.

Dazu kommen einige moderne Sehenswürdigkeiten, die nicht nur nett anzuschauen sind, sondern auch den Pilgeralltag einfacher gestalten wie zum Beispiel die Aufzüge mitten in der Stadt Deba, die müde Pilger von einem Straßenniveau auf das andere befördern, die riesige Gondel in Portugalete, auf der sogar Autos den Fluss überqueren können und mehrere Freilustrolltreppen, ebenfalls in Portugalete.

Die Mitpilger sind wie überall bunt gemischt, wobei ich jedoch den Eindruck hatte, dass dort der Anteil an jüngeren und sportlich motivierten Pilgern höher war als auf anderen Jakobswegen. Zusammenfassend fand ich auf dem Küstenweg sowohl die anstrengendsten und hässlichsten Etappen als auch die schönsten Aussichten und interessantesten Orte. Vielleicht war es gerade dieser Kontrast, der dafür sorgte, dass man die bildschönen Aussichten noch mehr genießen und zu schätzen wusste.

Ruth R.

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