Interview mit unserem Neuseelandkenner Daniel Hüske
Daniel Hüske, Jahrgang 1976, ließ nach seiner ersten Trekkingreise durch Neuseeland das Wanderfieber nicht mehr los. Seit 2014 berät er Kund*innen zum Wandern in Neuseeland, schreibt Wanderführer, hält Reisevorträge und verantwortet mit seiner Expertise jetzt auch das Produktsortiment für Aotearoa bei wandern.de. Neuseeland hat er mehrere Male intensiv zu Fuß erkundet.
Hallo Daniel. Du bist seit 2020 bei Wandern.de für das Reiseziel Neuseeland verantwortlich. Erzähl uns, wie begann deine langjährige „Beziehung“ zum Land der weißen Wolke.
Es ist jetzt schon 20 Jahre her als ich das erste Mal meinen Fuß auf neuseeländischen Boden setzen durfte. Im Rahmen eines Auslandsstudiums in Australien hatte ich im Sommer großzügige drei Monate Semesterferien und von meinem Studienort Sydney sind es nur drei Stunden Flug gewesen. Also schnürten Katrin, meine heutige Frau, und ich die Wanderschuhe. Wir sind vorher nie längere Zeit am Stück gewandert und nun hatten wir uns gleich mit vier Great Walks mehrere Mehrtageswanderungen vorgenommen.
… und hat das funktioniert?
Jein. Die Liebe zur Landschaft und die Sehnsucht nach Freiheit beim Wandern durch Neuseelands Wildnis war danach für immer geweckt. Aber wir Newbies haben auch viel Lehrgeld bezahlt. Wir sind ziemlich blauäugig losgedüst. Ein Fehler war unter anderem, sich Outdoor-Ausrüstung in Australien zu besorgen. Heute kann ich mir es nicht mehr erklären, aber wir hatten anfangs nicht mal Regenbekleidung dabei und ein paar Müllsäcke sollten uns trocken halten. Wir waren unter anderem auf dem Heaphy Track und dem Routeburn Track unterwegs, beide an der Westküste der Südinsel gelegen mit einem Vielfachen an Niederschlagsmengen wie hier in Deutschland. In unseren Zeltnächten haben uns bei Temperaturen bis zum Frostbereich öfter die Zähne geklappert, klar, in Australien mag eine dünne Schaumstoffmatte reichen.
Wart Ihr später noch mal vor Ort?
Die Erfahrung von Neuseeland hat uns im positiven Sinne nie wieder losgelassen. Mir hat vor allem die Reduzierung auf die essentiellen Dinge gefallen. Die Gedanken über Verpflegung oder die Suche nach Unterschlupf lassen andere Sachen in den Hintergrund treten. Du bist nach einer Weile die meiste Zeit einfach nur beim Wandern, und nicht wie im Alltag mit tausend anderen Fragen gleichzeitig beschäftigt. Und das alles in einer solch vielfältigen und häufig majestätischen Landschaftskulisse – das ist für mich die Essenz von Wandern. Und so nahmen wir uns einige Jahre später während eines Sabbaticals mit verschiedenen Wanderdestination auch wieder ausgiebig Auszeit für Neuseeland.
Du hast dann dein eigenes Unternehmen Fernweh Trekking gegründet. Was war die Motivation?
Ich möchte alle Wander- und Reisefreunde schlichtweg an meiner Leidenschaft teilhaben lassen und sie auch davor bewahren, die gleichen vermeidbaren Fehler bei der Reise- und Wanderplanung zu begehen. Ein Stückchen bin ich bei meiner Tätigkeit dann immer selbst mit unterwegs und freue mich fast genauso wie meine Kund*innen auf das Abenteuer Neuseeland.
Und jetzt machst Du das auch bei wandern.de?
Im Prinzip schon, mit dem großen Unterschied, dass ich jetzt obendrein meine eigenen Ideen zu schönen Wanderreiserouten umsetzen kann. Aber der individuelle Anspruch, der bleibt. Das ist mir wichtig zu erwähnen. Jede und jeder hat eigene Vorstellungen von der Traumwanderreise nach Neuseeland. Und die wollen wir bei wandern.de so weit wie möglich berücksichtigen. Ich stehe den Kund*innen mit Infos und Details zu allen Fragen rund um die Reise- und Wanderplanung zur Seite und bin bei der Auswahl der für die Wanderer am besten passenden Reise behilflich.
Durch meine Erfahrung kann ich viele Fragen klären, z.B. auch zur Ausrüstung durch die vielen Kundengespräche in meinem Nebenjob im Outdoorgeschäft. Es geht dabei übrigens überhaupt nicht darum, ob ich persönlich etwas toll finde oder nicht. Es ist meiner Meinung nach vielmehr entscheidend, dass meine Kund*innen sich für die Reise entscheiden, die sie glücklich macht und ein Leben lang von den Erinnerungen zehren können.
Ich habe gelesen, es gibt in Neuseeland über 1.000 verschiedene Tracks (Wanderwege), die sich auf die Nord- und Südinsel verteilen. Wer hier wandern will, hat doch die Qual der Wahl, oder?
Absolut. Die Gesamtstrecke aller Tracks beläuft sich auf ca. 14.000 km, was in etwa der Flugdistanz von Dubai nach Auckland entspricht. Der unglaublichen Vielfalt der Wanderregionen gerecht zu werden ist eine große Herausforderung. Die meisten überfordert die riesige Auswahl an Möglichkeiten und so begegnen sich 95% der Individualreisenden auf den gleichen Wanderwegen. Um es klar zu sagen: Viele dieser Touren sind völlig zu Recht so beliebt und sind dann auch bei unseren Wanderreisen mit im Programm. Das Tongariro Alpine Crossing durch das vulkanische Gebiet der zentralen Nordinsel ist ein gutes Beispiel dafür. Die Wanderung durch die außerweltliche, karge Landschaft und das Farbspektakel von Red Crater und den Emerald Lakes suchen seinesgleichen und machen den Track nicht ohne Grund zu einer der bekanntesten Tageswanderungen weltweit. Jedoch versuchen wir wenn möglich unsere Reisen mit Erlebnissen links und rechts der Hauptreiserouten anzureichern, um ein ausgewogenes Bild von Neuseelands Natur bekommen zu können.
Welche Wanderungen würdest Du persönlich auswählen, um ein möglichst umfassendes Bild von Neuseeland zu erhalten? Sagen wir, du hast wie viele von uns 3-4 Wochen Zeit.
Diese Auswahl habe ich tatsächlich treffen müssen, als es bei meiner letzten Reise um die Recherche für meine beiden Wanderführer-Bücher für die Nordinsel bzw. Südinsel ging. Der Verlag hat es mir nicht leicht gemacht: Ich hatte nur 160 Seiten zur Verfügung für jeweils bis zu 25 Wanderstrecken für Touren von wenigen Stunden bis hin zu ausgedehnten Tageswanderungen. Ich habe viel gesammelt, einen Plan erstellt und dann doch einiges wieder verworfen. Rausgekommen sind nach drei Monaten „Dienstreise“ zwei Bücher, die so glaube ich, einige unvergessliche Momente für alle Wanderherzen bereithalten. Ich kann übrigens schon jetzt verraten: Mit den Wanderungen aus den Büchern als Grundgerüst für eine Wanderreise sind in naher Zukunft auch individualisierbare Mietwagenreisen bei wandern.de geplant.
Hast du einen Tipp, den du den Lesern dieses Interviews geben kannst in Bezug auf die Auswahl der Reiseroute und Tracks?
Nichts muss, alles kann. Niemand sollte einem einreden, man müsste irgendwas sehen, sonst sei die Reise unvollständig. Wer mit so viel Erwartungsdruck in einer unsäglichen Hetzerei durchs Land rauscht, hat zwar viel gesehen, aber nichts erlebt. Nur Mut zur Lücke.
Hand aufs Herz, welche Reise aus Eurem Programm würdest Du persönlich wählen?
Ich denke, ich würde mich für unsere "Einmal im Leben Neuseeland"-Wanderreise entscheiden. Bei dieser Reise wird über 22 Tage ein äußerst abwechslungsreiches Potpourri an Wander- und Naturerlebnissen angeboten. So machen wir auch Ausflüge zu unbekannteren, nicht minder spektakulären Regionen wie die Waitakere Ranges im Westen von Auckland oder an die Golden Bay an der Südwestspitze der Südinsel. Bei der Unterkunftsauswahl waren wir sehr wählerisch und haben einige wirklich herausragende Quartiere dabei. So übernachten wir bspw. eine Nacht idyllisch am Queen Charlotte Sound oder in der beeindruckenden Berglandschaft am Lake Wakatipu-Ufer außerhalb vom Trubel Queenstowns. Die Reise hat viele Dinge dabei, die man sonst selten im Reiseführer oder Internetblogs findet. Am letzten Tag fahren wir z.B. von Te Anau zurück nach Queenstown auf einer unbekannten Strecke durch das beeindruckende Landesinnere zu einer typischen neuseeländischen Farm, bevor wir nach reichhaltigen Barbecue mit einem historischen Dampfer übersetzen.
Zum Abschluss stelle ich Dir ein paar Fragen, bei denen du bitte spontan in wenigen Worten antwortest.
Dein Lieblingsplatz in Neuseeland?
Whenuanui Bay Lookout, einer der schönsten Aussichtpunkte der gesamten Marlborough Sounds .. ist übrigens bei der „Einmal im Leben Neuseeland“-Reise auch dabei 😉
Beste Reisezeit?
Februar und März. Die Tage sind noch lang genug für ausgedehnte Touren, die neuseeländischen Ferien sind aber bereits zu Ende und auf den Tracks geht es ruhiger zu.
Auf was könntest Du gerne verzichten?
Auf die kleinen Plagegeister namens Sandflies. Wenn gar nichts mehr hilft, dann bleibt nur noch, in Bewegung zu bleiben, denn die Schnellsten sind die Störenfriede nicht.
Was sollte man unbedingt mitbringen?
Schutz vor widriger Witterung – also Kälte-, Regen-, Wind- und Sonnenschutz und ganz wichtig – eine Portion Abenteuergeist.
Danke Dir Daniel für das Interview.
Daniel steht auch Ihnen bei Fragen von A bis Z gerne zur Verfügung. Nutzen Sie unser Angebot, sich mit Termin via Telefonat bzw. Video-Call von Daniel beraten zu lassen. Oder kontaktieren Sie ihn direkt unter 01575 1984065 oder schreiben eine E-Mail an daniel.hueske@wandern.de.