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Der Weg des Buches

Route

Beginnend wahlweise im bayrischen Ortenburg oder im österreichischen Schärding, an der bayrischen Grenze, führt der Weg des Buches auf 559 Kilometern über das Salzkammergut, den Dachstein und die Kärtner Nockenberge bis nach Arnoldstein an der slowenischen Grenze. Dabei erlebt der Wanderer auf 29 Tagesetappen die ganze Vielfalt Österreichischer Natur, erklimmt Berge, durchquert Täler und Wälder, genießt den Ausblick auf Wasserfälle und Bergseen. Besondere Highlights sind dabei beispielsweise der höchste Wasserfall der Steiermark sowie die urtümliche Gebirgslandschaft in der Umgebung des Dachsteingletschers.

Geschichte

Auf dem Weg des Buches zu pilgern, das bedeutet, sich auf die Spuren von Bibelschmugglern und Geheimprotestanten in der nachreformatorischen Zeit zu begeben. Da Österreich im 16. Jahrhundert offiziell katholisch war, mussten Anhänger des neuen Glaubens ihre Religion im Verborgenen ausleben. Diese so genannten Geheimprotestanten blieben also dem äußeren Schein nach katholisch und praktizierten im Geheimen den evangelischen Glauben. Wichtiger Bestandteil dieses Glaubens war und ist das persönliche Lesen der Bibel in der Volkssprache, das in dieser Zeit insbesondere durch die Bibelübersetzung Luthers sowie die Erfindung des Buchdruckes im 15. Jahrhundert erstmals breiteren Volksschichten ermöglicht wurde, jedoch nicht überall auf Akzeptanz stieß. Denn das Mittelalter hindurch war die Bibellektüre allein Geistlichen vorbehalten und erfolgte in der Regel auf Latein. Und dies sollte laut Auffassung der katholischen Obrigkeit auch weiterhin so bleiben.

Daher mussten Bibeln und Gebetbücher unter großen Gefahren nach Österreich geschmuggelt werden. Insbesondere in den entlegenen, schwer erreichbaren Berggebieten war die protestantische Gesinnung am meisten verbreitet und blieb auch während der zweihundert Jahre andauernden Gegenreform tief verwurzelt.

Bei den Bücherschmugglern handelte es sich in der Regel um Salzhändler, die ihre Ware nach Bayern brachten und auf dem Rückweg die evangelischen Bibeln, Gebet- und Gesangbücher transportierten. Um das Risiko einer Entdeckung am Zoll zu verringern, genügte es den in der Regel des Lesens nicht kundigen Zollbeamten gegenüber, die Titelseite der Bücher zu entfernen, woraufhin sich eine evangelische auf den ersten Blick nicht mehr von einer katholischen Schrift unterscheiden ließ.

In der Gegenrichtung wurde der Weg jedoch ebenso genutzt: Ihm folgten besagte österreichische Geheimprotestanten, um in Gebiete zu gelangen, die offiziell ihrem Glauben angehörten, und dort an evangelischen Messen zu partizipieren und Predigten zu hören. Dies war möglich in Ortenburg, einer kleinen evangelischen Reichsgrafschaft, die im ansonsten katholischen Gebiet eine protestantische Enklave bildete. Da eine solche "Wallfahrt" bei Aufdeckung jedoch hohe Strafen für die heimlich praktizierenden Protestanten nach sich ziehen konnte, zogen sie in der Regel unter dem Vorwand einer Pilgerschaft nach Altötting durch Ortenburg.

Dank einer Initiative der Evangelischen Kirche in Österreich ist es Wanderern nun möglich, auf dem alten Bücherschmugglerweg zu pilgern. Der moderne Wanderweg wurde im Herbst 2008 eröffnet.

Charakter des Weges

Neben dem hervorragenden Kulturgenuss, den die vielfältige Berglandschaft Österreichs bietet, stehen auf dem Weg des Buches insbesondere die geschichtliche und religiöse Komponente im Vordergrund. Auf so authentisch wie möglich rekonstruierten Pfaden folgt der Pilger der Route der Bücherschmuggler und passiert auf seinem Weg mehrere Orte, die mit dem evangelischen Widerstand zur Zeit der Gegenreformation in Verbindung gebracht werden. So etwa das Hochplateau im steiermärkischen Ramsau, wo sich über lange Zeit hinweg verfolgte Protestanten vor den Blicken der im Tal patroullierenden Soldaten versteckten.

Mindestens ebenso stark ist der spirituelle Charakter des evangelischen Pilgerweges. Da der Protestantismus das Konzept des traditionell katholischen Pilgerns ablehnt, das in erster Linie auf die Erlangung von Ablässen zur Vergebung der Sündenstrafen sowie die Anrufung von Heiligen ausgerichtet ist, betonen die Initiatoren die Funktion des Weges zur meditativen Einkehr. Diese kann auch durch das Mitführen des auf den Weg abgestimmten Bibelleseplanes und des Wanderführers mit erbaulich-spirituellen Texten angeregt werden. Beide Bücher sind über www.wegdesbuches.at bestellbar.

Wenn Sie also mehr über die Geschichte der frühen evangelischen Kirche erfahren, bei körperlicher Betätigung und in herrlicher Landschaft zu sich und zu Gott finden und sich durch den meditativen Charakter des regelmäßigen Gehens, die Anschauung der Natur und die Lektüre der Bibel spirituell anregen lassen möchten, dann ist der Weg des Buches, der interessierten Andersgläubigen wie Atheisten natürlich ebenso offen steht, genau das Richtige für Sie.

                                                                                                             ***

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