Wandern in Estland
1. Teil: Allgemeine Informationen zu Estland
Unsere Wanderreisen in Estland
Estland - Ein landschaftliches Idyll an der Ostsee
Estland ist mit 45.339 Quadratkilometern das kleinste und nördlichste Land des Baltikums, hat jedoch mit 3.794 Kilometern die längsten Küsten, zwei Drittel davon auf den etwa 1500 Inseln. Die größten Inseln sind Saaremaa und Hiiumaa. Estland liegt eingebettet zwischen Lettland im Süden, Ostsee im Westen, dem Finnischen Meerbusen im Norden und Russland. Das flache Land hat eine durchschnittliche Höhe von nur 50 Metern. Im Südosten steigt es zum livländischen Hügelland an und die höchste Erhebung ist mit 318 Metern der Suur Munamägi. In der seenreichen Wald- und Hügellandschaft gibt es viele Moore. Größter See ist der Peipsi järv (Peipussee). Die abwechslungsreiche Küstenlandschaft ist zum Wandern in Estland durch ihre Buchten, Golfe, Meerengen und Landzungen sehr eindrucksvoll. Vorherrschend ist ein nordeuropäisches, kühl-gemäßigtes, bisweilen raues Klima mit mäßig warmen Sommern und kalten, frostigen Wintern. Die Temperaturen erreichen in Tallinn im Jahresmittel 4,5°C und jährlich fallen 650 Millimeter Niederschläge, vor allem im Spätsommer. Im Juli beträgt die Temperatur im Durchschnitt 16,5°C und im Januar −6,0°C. Trotz der frostreichen Winter sind die Küsten meist eisfrei.
Die Esten pflegen enge Beziehungen zum nahegelegenen Finnland sowie durch die Deutsch-Balten nach Deutschland. Die Amtssprache ist Estnisch und Landeswährung der Euro. Hauptstadt und zugleich größte Stadt ist Tallinn (ehemals: Reval), gefolgt von der Universitätsstadt Tartu. Die Republik hat rund 1,3 Millionen Einwohner, davon fast 70 Prozent Esten. Der Rest besteht aus einer russischen Minderheit (rund 25 Prozent) und kleineren Gruppen wie Ukrainer, Weißrussen und Finnen. Estland ist seit 1991 erneut ein unabhängiger Staat. Die parlamentarische Republik ist Mitglied der EU, des Europarates und gehört seit 2011 zur Eurozone.
Tallinn - Hansestadt mit langer Tradition
Die Hauptstadt Tallinn am Finnischen Meerbusen, etwa 80 Kilometer südlich von Helsinki, ist das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Landes. Die Ursprünge der Hansestadt gehen zurück auf die Burg, die im 11. Jahrhundert zunächst aus Holz erbaut wurde und den zeitgleich entstandenen Hafen. Bis heute sind die steinernen Zeugen in der Altstadt von Tallinn (UNESCO-Weltkulturerbe) sichtbar. Die Deutschen Kreuzritter erbauten im 13. Jahrhundert eine Burg aus Stein. Aufgrund ihrer bedeutenden Stellung in der Hanse entwickelte sich in Tallinn großer Reichtum und eine opulente Bauweise der Kirchen, öffentlichen Gebäude und Kaufmannshäuser. Fast 430.000 der 1,3 Millionen Einwohner Estlands leben in Tallinn (55 % Esten,
45 % Ausländer).
Estland - Fast 5000 Jahre Geschichte
Die Vorfahren der Esten ließen sich etwa um 2500 v.Chr. hier nieder. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts eroberte der deutsche Ritterorden Estland. Viele deutsche Gutsbesitzer ließen sich nieder und machten die Esten zu ihren Leibeigenen. In den folgenden Jahrhunderten wurde Estland mal von dänischen, deutschen, schwedischen, polnischen und russischen Eroberern regiert. Mit Abschaffung der Leibeigenschaft 1816/17 entwickelten das Volk sein nationales Selbstbewusstsein neu und gründete Ende des 19. Jahrhunderts die Bewegung "Nationales Erwachen". Während der russischen Revolution riefen die Esten im Februar 1918 die souveräne demokratische Republik aus. 1939 wurde Estland durch den Hitler-Stalin-Pakt der Sowjetunion überlassen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion Ende der 1980er Jahre, proklamierte Estland am 20. August 1991 erneut seine Unabhängigkeit.
Kultur und Religion
Die estnische Sprache gehört zur finno-ugrischen Sprachenfamilie und die Esten stehen den Finnen und Ungarn nahe. Viele Esten sprechen Deutsch und Englisch und sie sind bekannt für ihre Gastfreundschaft und Herzlichkeit. Die Kultur Estlands ist geprägt durch finno-ugrischen Eigenheiten sowie deutsche und skandinavische Einflüsse. Die Esten sind musisch veranlagt und lieben das Theater. Das zeigt sich auf nationalen Musikfesten und durch viele weltbekannte estnische Musiker, z. B. Arvo Pärt. Jährlich gehen hier mehr Menschen ins Theater als das Land Einwohner hat. Die meisten Esten sind konfessionslos, nicht einmal 30 Prozent sind Christen. Die quasi-offizielle Kirche ist die Estnische Evangelisch-Lutherische Kirche. In der Vergangenheit spielte die Religion eine größere Rolle in Estland und es gibt zahlreiche sehenswerte, historische Kirchen im Land.
2. Teil Wanderurlaub in Estland
Estland ist zu mehr als 50 Prozent bewaldet, häufigster Laubbaum ist die Birke, zugleich nationales Symbol des Landes und ein beliebtes Motiv vieler Lieder und Gedichte. Auf den sandigen Böden in Küstennähe und auf den Inseln gibt es große Waldkiefernwälder, die etwa 35 % der Waldflächen ausmachen. Daneben gibt es zahlreiche Tannen, Fichten und Lärchen. In Estland leben rund 12.000 Elche, auch Rehe (ca. 50.000), Rothirsche (ca. 2.800) sowie Luchse (etwa 800), Braunbären (ca. 600), Wölfe (ca. 140) und zahlreiche Wildschweine. Auch Biber, Rotfuchs, Marder und Schneehasen gehören zu den heimischen Arten und können beim Wandern in Estland entdeckt werden.
Die Herrenhäuser und Burgen sind interessante, steinerne Zeugnisse der wechselvollen Geschichte Estlands. Die überwiegend flachen, dünn besiedelten und unberührten Landschaften machen Estland zu einem wahren Paradies für Genusswanderer. Die Küste und die Inseln sind umsäumt von wunderbaren weißen Sandstränden mit zahlreichen Findlingen. Dazwischen gibt es immer wieder felsige Abschnitte wie das einzigartige Kalksteinufer Glint. Vorherrschend im Landschaftsbild sind die riesigen (Ur-)Wälder, sattgrünen Wiesen und glasklaren Flüssen, Bächen und Seen sowie zahlreiche Wacholdersträucher und die landestypischen Windmühlen. Hier scheint die Zeit stehen geblieben sein die Besucher fühlen sich in dieser Idylle um 100 Jahre zurück versetzt.
In Estland gibt es zwei UNESCO-Welterbestätten: Die Altstadt von Tallinn und die estnischen Messpunkte der transnationalen Welterbestätte Stuve-Bogen. Der Stuve-Bogen besteht aus 34 geodätischen Messpunkten zwischen Nordnorwegen und dem Schwarzen Meer. In Estland gibt es drei Erdvermessungspunkte in Tartu (Observatorium), Katko und Woibifer. In der Tentativliste der UNESCO warten drei weitere Stätten auf die Aufnahme in das Welterbe warten: Der Baltische Glint mit seinen eindrucksvollen Kalkformationen und Wasserfällen, die Burg in Kuressaare und einige besonders schützenswerte Laubwälder.
Estland ist sehr dünn besiedelt und mehr als ein Drittel der Bevölkerung lebt in Tallinn. Dadurch ist das Land ideal geeignet zum wandern in Estland im naturnahen Raum. Hier finden Wanderer meist flache Wanderwege durch zauberhafte Landschaften und eine weitgehend unberührte, vielfältige Natur. Viele Regionen bieten ideale Bedingungen zum Wandern in Estland: Lange Küsten und Strände, ein 1500 Eilande umfassendes paradiesisches Inselreich, weite Hügellandschaften und ein Netz sehr gut ausgebauter Wanderwege. Durch die flachen Landschaften, sind die Wanderungen hier einfach bis maximal mittelschwer und hervorragend geeignet auch für wenig und nicht trainierte Wanderer. In Estland sind nicht nur die idyllischen Wanderwege durch die Natur erlebenswert, es bietet zudem eine interessante und abwechslungsreiche Mischung von kulturellen, architektonischen und sportlichen Highlights, darunter zwei UNESCO-Welterbestätten. Somit ist das Land optimal für kulturinteressierte Natur- und Wanderfreunde, die das Land mit allen Sinnen entdecken wollen. Langeweile kommt hier garantiert nicht auf!
Auf dem Weg ins Wanderparadies Nationalpark Lahemaa
Im Nordosten des Landes, nahe Tallinn, liegt der einzigartige Nationalpark Lahemaa, ein traumhaftes Ziel für Ihre Wanderreise! Schon auf der Fahrt zum Reservat gibt es Einiges zu entdecken. Bei Rebala sind die beeindruckenden Steinkistengräber (ca. 800 v. Chr.) aus der Bronzezeit beachtenswert, die ältesten Funden ihrer Art in Nordeuropa. Eindrucksvoll ist der mächtige, acht Meter hohe Wasserfall nördlich von Jägala Joa. An der Küste, nahe Kaberneeme, erhebt sich die riesige Düne Kalevi-Liiva. Hier lohnt sich der Aufstieg auf einer kurzen Wanderung. Vom Dünengipfel aus ist die vorgelagerte Inselgruppe wunderbar zu sehen. In der historischen Schänke in Valkla (Wallküll) machten früher schon die Postkutschen Station. In Kiiu erwartet Wanderer ein wunderschönes Café in Estlands kleinster Festung (16. Jahrhundert). Ebenso sehenswert ist die Kirche St. Laurentius in Kuusalu (Kusal, 13. Jahrhundert).
Wandern im Nationalpark Lahemaa
Der einzigartige Nationalpark liegt am malerischen Finnischen Meerbusen. Wanderfreunde können hier auf fast 650 Quadratkilometern die typischen Landschaftsformen Estlands auf bequemen Wanderwegen erleben. Rund zwei Drittel des Parks besteht aus Wäldern, ein Fünftel aus Hochmoor. Erfrischung bieten 14 tiefblaue Seen sowie glasklare Flüsse und Bäche. Die Sowjets gründeten mit Lahemaa 1971 ihren ersten Nationalpark, der bis 1989 nur mit Sondergenehmigung betreten werden durfte. Bis heute stehen Teilflächen unter absolutem Naturschutz und dürfen nur zu Forschung- und Naturschutzzwecken betreten werden. Beim Wandern in diesem Naturparadies können Sie die Schönheit von Fauna, Flora und einzigartigen Landschaften mit allen Sinnen optimal genießen. Der Nationalpark ist durchzogen von einer Vielzahl gut ausgebauter Wanderwege für erlebnisreiche Wanderungen in flachem Gelände. Der Schwierigkeitsgrad der Wanderungen ist einfach und sie sind auch für Kinder und Ungeübte sehr empfehlenswert.
Wandern in Estland in unberührten Landschaften - vielfältige Flora & Fauna
Vorherrschend sind im Nationalpark Lahemaa Kiefernwälder, Wacholderhaine, Moore und feuchte Wiesen. Hier leben viele vom Aussterben bedrohte Tierarten, wie Braunbären, Nerze und Luchse. Vogelfreunde können hier seltene Arten beobachten, beispielsweise Kraniche, Seeadler, Prachttaucher und Schwarzstörche. Auf einer Wanderung durch das Reservat gibt es viele sehenswerte Gutshöfe und schlossartige Herrenhäuser aus dem 18. Jahrhundert, umgeben von weitläufigen Parks, zu entdecken.
Wanderwege zu zauberhaften Seen und durchs geheimnisvolle Hochmoor
Im Park gibt es hochinteressante Lehr- und Wanderwege durch idyllische Kiefernwälder und hin zu den glasklaren Seen. Ein Highlight für Wanderer ist das Hochmoor Viruraba, das auf einem sicheren Brettersteg betreten werden kann. Vom Aussichtsturm aus können Sie den weiten Blick über den farbenfrohen Moorteppich schweifen lassen: rötlich schimmerndes Moor, durchbrochen von zahlreichen tiefblauen Teichen. Wenn im Sommer die Sumpfporststräucher blühen, verströmen die weißen Blüten einen angenehmen Duft. In Viitna erwartet Sie eine originalgetreu restaurierte Schänke aus dem Jahr 1892.
Võsu - Eine Perle der Ostseebäder
Das wunderschöne Seebad Võsu liegt idyllisch an der Bucht von Käsmu, umgeben von Nadelwäldern. Der lange, feinkörnige, weiße Sandstrand unter schattenspendenden Kiefern lädt zu einem Bad im hier sehr ruhigen Meer ein. Genießen Sie bei einem Wanderurlaub in Estland die bezaubernde Landschaft, die die Gletscher der letzten Eiszeit eigenwillig und charmant geformt haben. Charakteristisch sind die vielen herrlichen Buchten, Landzungen und Inseln. Entlang der Straße stehen rund 200 hölzerne, urige Sommerhäuser. Aufgrund des guten Seeklimas und des traumhaften Ostseestrandes entwickelte sich der Ort um 1856 zu einem bekannten Bade- und Kurort, zunächst vorwiegend für Wohlhabende Russen. Bald avancierte Võsu zum Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen und ist heute ein beliebtes Ausflugs- und Ferienziel der Esten. Hier gibt es einige wunderschöne Wanderwege in unmittelbarer Nähe zum Meer und entlang der Strände.
Wandern auf den Inseln Mohni und Kuradisaar und hinauf zum Glint
Die Võsu vorgelagerte Insel Mohni (Mohn) beeindruckt Natur- und Wanderfreunde durch ihre Bilderbuch-Landschaft mit vielen hohen Kiefern und weiten Felder. Zur Insel Kuradisaar (Teufelsinsel) gelangen Sie bei Niedrigwasser sogar zu Fuß bei einer kurzen Wanderung auf einem Damm. Rund um die Halbinseln Pärispea und Juminda können Wanderer die Fischer bei der Arbeit beobachten. Nahe Võsu und auf der Halbinsel Juminda gibt es schöne Wanderwege vorbei an zahlreichen, beeindruckenden und bis zu mannshohen Findlingen, die einst durch Festlandsgletscher aus Skandinavien hierher getragen wurden. Im Nordosten der Halbinsel Käsmu gibt es ein eindrucksvolles Meer aus bemoosten Steinen zu entdecken. Käsmu verfügt über einen eisfreien Hafen und ist bekannt für seine stolze Flotte und die Werften. Nahe des Ortes Ilumäe liegt die eindrucksvolle Steilküste Glint, die ein Highlight Ihres Wanderurlaubs ist. Ein idyllischer Wanderweg führt hinauf zum Glint. Von hier oben haben Sie einen herrlichen Fernblick über die Halbinsel und das Meer. In den Fenstern der Kirche in Ilumäe (18. Jahrhundert) sind Wappen mit Darstellungen der freien Bauernschaft zu besichtigen.
Fischerdörfer, Museen und Gutshöfe
Östlich von Võsu liegt das 400 Jahre alte und weitgehend im Originalzustand erhaltene Fischerdorf Altja. Eine kurze Wanderung auf einem einfachen Wanderweg führt Sie vorbei an Fischerhütten, zum originalgetreu restaurierten Uustalu-Gutshof. Im Geologischen Museum Altja erfahren die Besucher Näheres über die an der Küste verstreuten Findlinge aus der Eiszeit. Ein schöner Wanderweg führt von Altja nach Sagadi (Sagad) zum Estnischen Forstmuseum in einem sehenswerten Gutshof aus dem 18. Jahrhundert. Im angrenzenden Park können Sie den wundervollen Blick auf den Schwanenteich genießen.
Wanderung nach Palmse - Juwel der estnischen Herrenhäusern
Das absolute Prachtstück unter den Gutshäusern Estlands ist Palmse mit seinem riesigen und herrlichen Park. Für Wanderfreunde stehen hier rund 38 Kilometer romantischer Wanderwege zur Verfügung und es gibt viel zu entdecken! Schon im 13. Jahrhundert soll es hier ein Landgut gegeben haben. Das Gut schenkte der Dänische König im 16. Jahrhundert einem Zisterzienserorden. Zwischen 1674 und 1923 war Palmse im Besitz der deutsch-baltischen Familie von der Pahlen. Neben dem Herrenhaus umfasste das historische Anwesen zahlreiche Wirtschaftsgebäude, Ställe und Scheunen, Palmengarten, Badehaus und eine Schnapsbrennerei. Im weitläufigen und exakt geplanten Park können Wanderer eine Vielzahl interessanter Bäume und Pflanzen entdecken. Zahlreiche Natur- und Kunstelemente wie Wasserfälle, Kaskaden, kleine Seen und Flüsse, Hügel, Felsen, Pavillions und Brücken runden das wunderschöne Bild ab. Im Herrenhaus befindet sich ein Museum für barocke Architektur und in der historischen Schmiede können Sie viel über das alte Kunsthandwerk erfahren. Ein gemütliches Café erwartet Sie nach der Wanderung in der ehemalige Schnapsbrennerei. Alljährlich im Juni gibt es auf Palmse das Folklore-Festival "Viru Säru".
Die Inseln - Wanderurlaub mit viel Ruhe und Erholung
Die rund 1500 estnischen Inseln sind kleine Natur- und Wanderparadiese. In der einzigartigen Inselwelt finden Sie unberührte Naturlandschaften, wie es sie in Mitteleuropa sonst nirgends mehr gibt. Viele der flachen Inseln sind unbewohnt und stehen unter Naturschutz. Dank gut ausgebauter Wanderwege können Sie viele der flachen Eilande auf einer Wanderung besuchen. Wahrzeichen der Inseln sind die weithin sichtbaren Windmühlen und Leuchttürme. Beim Wandern können Sie hier wahre Schätze entdecken, z. B. den älteste Leuchtturm der Welt auf der kargen Insel Hiiumaa. Auf Saaremaa beeindrucken den Wanderer die trutzige Bischofsburg und viele mittelalterliche Kirchenbauten. Die Esten unterscheiden drei Inselarten: Eine besiedelte und bewirtschaftetes Eiland wird Saar genannt, eine bewachsene Insel heißt Laid und eine aus Geröll-Insel nennt man Kaari. Vom 13. Jahrhundert bis 1944 siedelten viele Schweden als freie Bauern auf Estlands Inseln und viele verlassene schwedische Höfen sind noch heute während der Wanderung zu bestaunen.
Saaremaa (Ösel) - Wandern auf der größten Insel Estlands
Mit einer Fläche von 2671 Quadratkilometern ist Saaremaa die größte Insel und nach einer kurzen Überfahrt mit einer Fähre erreichbar. Auf gut ausgebauten Wanderwegen können Sie die Insel mit ihren Natur- und Kulturschönheiten auf einfachen Wanderungen erkunden.
Wandern und Kultur in Estland - Herrenhäuser, Kirchen und ein Meteoritenfeld
Saaremaa ist umsäumt von einer 1300 Kilometer langen Küste und die höchste Erhebung der Insel liegt nur 54 Meter über dem Meeresspiegel. Wer eine Wanderreise mit Schwerpunkt Genuss-Wandern machen will, ist hier genau richtig. An der Küste wechseln sich Sanddünen mit schroffen Felsen und steinigen Stränden ab. Die meist karge Landschaft ist geprägt durch Wacholderhaine, Kiefernwälder, feuchte Wiesen, Moore, Flüsse und Seen. Entlang der Strände und auf gut ausgebauten Wanderwegen können Wanderfreunde die Insel entdecken. Es ist belegt, dass auf Saaremaa schon seit 1284 Bier gebraut wird. Eine Spezialität der Insel ist das helle Starkbier. Auch die Art wie auf Saaremaa Brot gebacken und Fische gesalzen werden ist etwas Besonderes, das Sie sich in Ihrem Wanderurlaub nicht entgehen lassen sollten. Die Inselbewohner sprechen einen eigenen Dialekt und haben sich bis heute ihre eigenen Lieder und Mythen bewahrt. Entdecken Sie auf einer Wanderung den Mühlberg von Angla, das Wahrzeichen Saaremaas. Hier können Wanderer vier inseltypische Bockmühlen und eine holländische Windmühle besichtigen, die an die einst rund 800 Windmühlen der Insel erinnern.
In Pöide im Südosten der Insel erwartet Wanderfreunde die größte Wehrkirche (13. Jh.) des Eilands. Ihr Innenraum ist reich verziert mit Pflanzenornamenten und den ältesten Darstellungen von Bauern in der Kunstgeschichte Estlands, ein Verweis auf die fruchtbaren Böden Saaremaas. In Valjala können Wanderer eine 1227 erbaute Kirche, den wohl ältesten Steinbau der Insel besuchen. Hier sind gotische und romanische Bauelemente zu finden. Ein paar Hundert Meter neben der Kirche sind noch die Ruinen einer Burg aus der vorchristlichen Zeit zu sehen.
Das Meteoritenfeld Kaali ist das bekannteste Naturdenkmal Estlands und liegt auf dem Weg nach Kuressaare. Während einer Wanderung, die 3000 Jahre zurück führt, können Sie den Hauptkrater besuchen. Er hat einen Durchmesser von 110 Metern und ist 16 Meter tief. Daneben gibt es sieben kleinere Krater. Wissenschaftliche Untersuchungen haben belegt, dass es hier vor etwa 3000 Jahren zum Einschlag eines Eisenmeteoriten gekommen ist. Estnischen Legenden zufolge soll die Erde hier einen Gutsherrn samt seiner Gäste nach einer Orgie vor Wut verschlungen haben. Ein anderer Mythos erzählt von einer Geschwisterheirat, nach der die Erde entsetzt die Traukirche verschlungen haben soll.
Wandern und Kuren in Saaremaas Hauptstadt Kuressaare (Arensburg)
Ein Höhepunkt Ihres Wanderurlaubs ist die Inselhauptstadt Kuressaare. Sie liegt an der Südküste der Insel, direkt an der Ostsee zwischen Sepamaa laht im Osten und Linnulaht im Westen. 1424 wurde der Ort Arenaburg erstmals urkundlich erwähnt. Die Stadt ist eine der wenigen Städte in Estland mit einer touristischen Tradition. Ab 1840 kamen Kurgäste um sich durch Schlammbäder und andere Anwendungen behandeln zu lassen. In den Folgejahren entwickelte sich die Stadt durch die Errichtung medizinischer See- und Schlammbäder zum beliebtesten Kurort Livlands. Der russische Chirurgen Nikolai Pirogow schickte viele Verwundete des Krimkriegs (1853–1856) zur Rehabilitation nach Kuressaare und so verbreitete sich der Ruf des Heilortes bald im ganzen Zarenreich. Der lidländische Vizegouverneur Balthasar von Camphausen wählte Kuressaare 1783 als Residenzstadt aus. Die typischen Steinhäuser sind meist im sonst auf Saaremaa nicht üblichen Stil des Klassizismus erbaut und die Fassaden mit Ornamenten aus einheimischem Dolomit verziert. Beim Wandern durch die Stadt gibt es viel zu entdecken und nach der Wanderung können Sie sich bei einer Kuranwendung entspannen und verwöhnen lassen.
Das absolute Highlight der Wanderung durch Kuressaare ist die eindrucksvolle Bischofsburg aus dem 13. Jahrhundert. Sie gilt als die besterhaltene mittelalterliche Burg des Baltikums und beherbergt das Insel-Museum. Eine 20 Meter hohe, 600 Meter lange ringförmigen Mauer und ein breiter Wassergraben umgeben die Burg. Der Bau fasziniert durch seine klaren geometrischen Formen und Dekors. "Sturvolt" und "Langer Hermann" heißen die Wehrtürme an der Nordseite. Ein zweistöckiger Kreuzgang umgibt den Innenhof und führt zum wunderschönen Konventsthaus. Architektonisch bemerkenswert sind hier das Fest-Refektorium mit seinem einzigartigen Kreuzgewölbe und einem profiliertes Portal. Auf einer kurzen Wanderung können Sie den reizvollen Schlosspark mit Kurhaus und Lesehäuschen einen Besuch abstatten. Ein schöner Wanderweg führt zum denkmalgeschützten Friedhof Kudjape, einem Freilichtmuseum der Bildhauerei und Schmiedekunst.
Die Wanderung durch die pittoreske Stadt führt Sie zu weiteren Sehenswürdigkeiten. Das barocke Rathaus der Inselhauptstadt wurde 1654 - 1670 erbaut. Auf dem Portal findet sich neben dem Stadtwappen eine interessante lateinische Inschrift. Das Rathaus beherbergt die Touristeninformation und das größte Deckengemälde der Insel. Gleich gegenüber steht das Waagehaus (1663), das einzige erhaltene Bauwerk dieser Art in ganz Estland. Das denkmalgeschützte Ritterschaftshaus wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts von der deutsch-baltischen Familie von Dellingshausen erworben. Charakteristisch ist die Fassade mit Dolomit-Portikus und Balkon. Die evangelisch-lutherische Laurentiuskirche, 1733 erbaut, wurde mehrfach zerstört und wieder auf- bzw. umgebaut. Im Inneren der schlichten Kirche können Sie das Altargemälde „Golgatha“ (1836) und einen Naturtaufstein, (14. Jahrhundert) sehen. Neben der Kirche befindet sich das im Barock-Stil erbaute Pfarrhaus (1710). Die nahegelegene hölzerne Nikolaikirche (1748) ist die älteste orthodoxe Kirche Kuressaares mit einem prunkvoll und farbenfroh gestalteten Innenraum. Das schmiedeeiserne Tor (1840) gilt als das schönste der Stadt. Das Kurhaus (1889) beherbergt u.a. ein Restaurant und dahinter lädt der Stadtpark aus den 1860er Jahren zu einer kleinen Wanderung ein. Auf einem Denkmal im Park befindet sich ein Zitat des in Estland hoch geschätzten Friedrich Schiller: „Wirke Gutes, du nährest der Menschheit göttliche Pflanze.“
Nahe Kuressaare liegt ein weiterer Leckerbissen für Wanderer und Naturliebhaber: der Eichenwald von Loode. Auf einem gut präparierten Wanderweg können Sie hier die stattlichen bis zu 300 Jahre alten Baumriesen besuchen. Im angrenzenden Vogelschutzgebiet Linnhulaht nisten Tausende, zum Teil seltene Seevögel. Während der Sommermonate ist dieses Vogelparadies jedoch für Besucher tabu. das sollten Sie bei der Planung Ihrer Wanderreise berücksichtigen!
Wandern zu Strandbädern und durch Naturschutzgebiete auf Saaremaa
Einen der längsten Sandstrände der Insel finden Sie im Südwesten der Insel, zwischen Kuressaare und der Halbinsel Sörve, gleich hinter dem Hafen von Nasva. Der Strand reicht von Mändjala über Järve bis nach Tehumardi und lädt zum Baden und Wandern in Estland am Strand ein. Auf der Halbinsel Sörve gibt es weitere wunderschöne Kies- und Sandstrände sowie eine wilde und sehr reizvolle Landschaft. Hier reichen die Wiesen bis ans Meer und das Landesinnere wird beherrscht durch Wachholdersträucher, Heidekraut und einzelne Windmühlen. Vom Leuchtturm an der Inselspitze aus, haben Wanderer einen herrlichen Ausblick. Einen schönen Badestrand gibt es in Lahetaguse, wo Sie nach der Wanderung Baden können. Hier steht ein Denkmal für den dort geborenen Antarktisforscher Fabian von Bellinghausen (1778-1852) steht. Im Naturschutzgebiet Viidumägi können Natur- und Wanderfreunde seltene, inseltypische Pflanzenarten aus längst vergangenen Perioden bewundern, beispielsweise die mit Härchen besetzte Sumpfpflanze "Rhinantus osiliensis" und die insektenfressende "Piguicula alpina". Das Naturschutzgebiet "Vilsandi" dürfte vor allem die Vogelkundler begeistern. Das älteste Naturschutzgebiet Estlands darf nur mit einer Sondergenehmigung betreten werden.
Das beeindruckende Naturschutzgebiet Hiiumaa (Hiiumaa laidude maastikukaitseala) umfasst eine Vielzahl von Inseln und Schären im Südosten der Insel Hiiumaa. Hier erwarten Sie leichte Wanderwege und viele Naturschönheiten. Nach Hiiumaa sind Saarnaki (140 Hektar) und Hanikatsi (82 Hektar) die größten Eilande und Sitakare (0,04 Hektar) ist die kleinste Insel Estlands.
Viele der Inseln sind recht jung, einige jünger als 2000 Jahre und meist flach. Sie sind wie geschaffen für leichte Wandungen und es gibt überall schöne Wanderwege. Hier findet sich eine sehr artenreiche Flora, die etwa die Hälfte der estnischen Pflanzen umfasst. Auch die Vogelwelt ist mit etwa 187 Arten sehr vielfältig. Auf den Wanderungen können Sie hier Sturmmöwen, Lachmöwen, Fluss-Seeschwalben und Eiderenten beobachten. Zwischen den Inseln ist das Meer nur zwei bis vier Metern tief und steinig. Die Insel im Naturschutzgebiet sind nicht mehr bewohnt, jedoch werden hier teilweise noch Heu gemäht und Schafe geweidet. Das Betreten der Inseln ist für Wanderer nur mit vorheriger Genehmigung der Verwaltung erlaubt. Es gibt hier auch ausgewiesene Zelt- und Feuerplätze für Wanderfreunde und Naturliebhaber.
Wanderurlaub im Nationalpark Matsalu
Das Wanderparadies Nationalpark Matsalu liegt im Westen Estlands, nahe der Stadt Lihula. Er erstreckt sich auf einer Fläche von rund 486 Quadratkilometern rund um die Bucht von Matsalu und bietet ein Netz von gut ausgebauten, einfachen Wanderwegen. Wanderfreunde können hier viel entdecken, beispielsweise das artenreiche Seengebiet Väinameri mit mehr als 50 Inseln und den Unterlauf des Flusses Kasari. Gegründet wurde der Park 1957, 2004 dann erheblich vergrößert und zum Nationalpark erklärt. Wanderfreunde und Naturliebhaber können hier gleich mehrere Naturschutzgebiete entdecken: Nehatu, Puhtu-Lahelatu sowie die Landschaftsschutzgebiete von Lihula und Tuhu. Vom Europarat wurde dem Nationalpark Matsalu 2003 mit dem „Europäischen Diplom für geschützte Gebiete“ ausgezeichnet, ein weiteres Highlight für Natur- und Wanderfreunde. Der Park dient vor allem als Schutzgebiet für rund 275 verschiedene Vogelarten, darunter auch Weißwangengänse. Daneben können Sie auf der Wanderung hier mit etwas Glück die reiche Flora und Fauna entdecken. Hier leben etwa 47 Säugetier- und 49 Fischarten und es gibt 772 teilweise seltenen Pflanzenarten. Die größten Inseln der beeindruckenden Inselwelt sind Liia, Kumari, Sõmeri, Papilaid, Sipelgarahu, Tauksi und Tondirahu.